Da das Gebet ein so wichtiges Mittel zur Pflege unserer Freundschaft und Liebe zu Gott ist und wir dennoch dessen Sinn oft nicht so recht verstehen, möchte ich meinen letzten Beitrag “Wenn Gott unsere Gebete nicht erhört” mit weiteren Zitaten aus dem Buch “Die Sehnsucht betet immer – Augustinus Lehre über das Gebet” von van Bavel fortsetzen:
(…) wir werden immer erhört, wenn wir um das ewige Leben beten, kurzum wenn wir beten um unser Heil. Bei der Auslegung des Textes “Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun” (Joh 14,13) betont Augustinus, dass der Name Jesus “Retter” bedeutet. Alles, was wir erbitten, was nicht zu unserer Rettung oder unserem Heil beiträgt, erbitten wir nicht im Namen unseres Retters und Heilbringers. Das heißt nicht, dass er sofort tut, was wir erbitten, aber wir dürfen dessen sicher sein, dass er es einmal tun wird.
(…) Wir sollen Gott nicht um Dinge bitten, um die auch Ungläubige bitten. Wir sollen ihn um mehr, um Größeres bitten. Wir dürfen wohl um Dinge bitten, die für das Leben notwendig sind, aber Gott ist unser höchster Reichtum.
(…) Das Bittgebet ist eine Übung in der Sehnsucht nach geistlichen Gütern. (…) So soll das Bittgebet eine Läuterung und Reinigung unsere Sehnsucht bedeuten, so dass unser Durst nach Gott stark bleibt oder geweckt wird. Ein Aufschub der Erhörung wird unsere Sehnsucht schüren, wie der Wind, der in das Feuer schlägt. Darum hat Gott es für notwendig gehalten, die Süße des Lebens mit der Bitterkeit von Prüfungen und Leiden zu vermischen. Denn wären die zeitlichen Güter nur gut und nicht mit dem Bösen vermischt, dann würden sie leicht als das Höchste angesehen werden, das ein Mensch erreichen kann.
(…) In einer (…) Predigt formuliert Augustinus (…): “Es geschehen, sagst du, in der Welt schlimme, bittere, schmutzige und ärgerliche Dinge. Die Welt ist abscheulich; sie dürfte nicht geliebt werden. Das ist so, und doch liebt man sie auch in diesem Zustand. Das Haus ist baufällig, aber man will nicht ausziehen. Wenn kleine Kinder größer werden und es eigentlich nicht mehr passt, dass sie mit Milch ernährt werden, diese aber doch lästig nach der Brust schnappen, streichen Mütter oder Ammen etwas Bitteres an ihre Brustwarzen, um ihnen das Saugen abzugewöhnen. Aus Widerwillen gegen das Bittere wird der Kleine nicht länger nach der Milch verlangen. Da die Welt für dich so bitter ist, warum saugst du sie dann mit so viel Genuss ein? – Wie lange? Wie wäre das erst, wenn die Welt süß wäre? Wie würde man sie lieben! Ärgern dich diese Dinge? Dann wähle ein anderes Leben. Liebe Gott.”
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