Der Hl. Augustinus (354 – 430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer schreibt in seinen
Traktate über die Psalmen (Ps 85; CCL 39, 1178) folgendes zur biblischen Geschichte über den armen, geduldig leidenden Lazarus und den herzlosen Reichen (vgl. Lk 16,19-31):

Wurde der Arme nur um seiner Armut willen von den Engeln aufgenommen? Und wurde der Reiche nur wegen seines Reichtums qualvollen Schmerzen ausgeliefert? Nein, lasst es uns richtig verstehen: im Armen ist die Demut geehrt, im Reichen der Stolz verdammt worden.

Das ist, kurz gesagt, der Beweis dafür, dass es nicht der Reichtum war, der dem Reichen die Strafe einbrachte, sondern der Stolz. Der Arme wurde also in Abrahams Schoß getragen; die Schrift sagt aber von Abraham, dass er viel Gold und Silber besaß und auf Erden reich war (Gen 13,2). Wenn jeder Reiche in die Unterwelt kommt: wie konnte Abraham dann den Armen in seinem Schoß aufnehmen? Weil Abraham bei allem Reichtum arm, bescheiden, ehrerbietig war und alle Weisungen Gottes befolgte. Er erachtete seinen Reichtum für so gering, dass er, als Gott es von ihm verlangte, einwilligte, als Opfer seinen Sohn darzubringen, dem er seinen Reichtum zugedacht hatte (Gen 22,4).

Lernt also, arm und bedürftig zu sein, ob ihr nun auf dieser Welt Besitz habt oder nicht. Denn es gibt Bettler, die voller Stolz sind, und Reiche, die ihre Sünden bekennen. „Gott tritt den Stolzen entgegen“, ob sie nun seidene Kleider oder Lumpen tragen; „den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6), ob sie nun in dieser Welt etwas besitzen oder nicht. Gott schaut ins Innere: dort wiegt er, dort prüft er. (© Evangelizo.org 2001-2013)