Warum fasten wir Christen, warum sollten wir es tun?
Natürlich nur aus Liebe!
Aus Liebe zu unserem Schöpfer und Retter Jesus Christus und um unserer selbst willen.
Fasten ist nicht Verzicht um des Verzichtes Willen, sondern um Raum zu schaffen für Neues, für Gutes. Statt einem Nachtisch kann die extra Zeit für ein Gebet verwendet werden, statt Luxus-Artikel zu kaufen, kann das gesparte Geld den Bedürftigen gespendet werden. Statt schlechter Gedanken kann ein Mitmensch gelobt und ermutigt werden.
So heilt unser Herz und wir bereiten uns auf Ostern, dem Fest der Auferstehung vor.
Dazu ein sehr schöner Kommentar von Papst und Kirchenlehrer Leo dem Großen (?-um 461):
Die Übungen der Fastenzeit: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott!“ (Joel 2,13)
Der Herr spricht: „[…] ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Mt 9,13). Es ist folglich keinem Christen erlaubt, wen auch immer zu hassen, denn niemand hat durch etwas anderes Rettung erfahren, als durch die Vergebung der Sünden […] Das Volk Gottes soll also heilig sein, es soll gut sein: heilig, damit es sich von dem abwendet, was verboten ist; gut, um das zu erfüllen, was geboten ist. Groß ist es ganz sicher, einen geradlinigen Glauben und eine heilige Lehre zu haben; lobenswert ist es, die Gefräßigkeit zurückzuweisen, eine untadelige Sanftmut und Keuschheit zu besitzen, doch alle diese Tugenden sind nichts ohne die Liebe […] Meine Lieben, zu jeder Zeit soll man das hohe Gut der Liebe in die Tat umsetzen, die Fastenzeit jedoch lädt uns in besonderer Weise dazu ein. All jene, die das Pascha des Herrn mit heiligem Geist und Leib empfangen wollen, müssen sich vor allem anstrengen, diese Geistesgabe zu erlangen, die das Wesen der Tugenden enthält und die „viele Sünden zudeckt“ (vgl. 1 Petr 4,8). Deshalb bereiten wir also, wenn wir uns anschicken, das Geheimnis zu feiern, das alle anderen überragt – nämlich jenes, durch das das Blut Jesu Christi unsere Sünden ausgelöscht hat –, zuallererst die Opfer der Barmherzigkeit. Was Gottes Güte uns geschenkt hat, sollen wir auch jenen schenken, die sich gegen uns versündigt haben. Alles Unrecht werde dem Vergessen anheimgegeben, das Fehlverhalten ziehe nicht die Strafe nach sich, und all jene, die an uns schuldig wurden, sollen nicht mehr die Vergeltung fürchten müssen […] Ein jeder soll wissen, dass er selber ein Sünder ist, und er soll sich freuen, jemanden gefunden zu haben, dem er verzeihen kann, um selbst Vergebung zu empfangen. Dadurch können wir sicher sein, dass uns die Barmherzigkeit Gottes zuteil wird, wenn wir sprechen, wie der Herr uns gelehrt hat: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (vgl. Mt 6,12). (10. Homilie zum Vierzigtägigen Fasten, zitiert aus Evangelium Tag für Tag)
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