Gerade heute gibt es eine vermehrte, teilweise sogar hitzige Diskussion über die Verteilung der Ämter in der Kirche und auch um die sogenannte Geschlechtergerechtigkeit.
Da können die Gedanken über die Verschiedenheit in Einheit von Aelred von Rievaulx (1110-1167), englischer Zisterzienserabt, bedenkenswert sein:
Es gibt genug Leute, die meinen, sie würden nicht geliebt, weil sie nicht befördert werden können, sie fühlen sich ungerecht behandelt, weil wir sie nicht mit Sorgen und Pflichten belasten können. Daraus entsteht nicht wenig Streit unter solchen, die man für Freunde hielt. Der Entrüstung folgt die Trennung, der Trennung die üble Nachrede […] Niemand aber soll behaupten können, er sei, weil nicht befördert, vom Freunde verachtet worden. Unser Herr Jesus zog Petrus dem Johannes vor; er gab an Petrus den Vorsitz; doch damit hat er dem Johannes nichts von seiner Liebe entzogen. Dem Johannes hat er seine süße Mutter anvertraut (vgl. Joh 19,27), dem Petrus seine Kirche. Dem Petrus übergab er die Schlüssel des Himmelreichs (vgl. Mt 16,19); dem Johannes erschloss er die Geheimnisse seines Herzens (vgl. Joh 13,25). Petri Stellung war höher, die des Johannes vertrauter. Als Jesus die Worte sprach: „Einer von euch wird mich verraten!“ (Joh 13,21), zagt und zittert Petrus trotz seines Amtes. Johannes dagegen, vertrauter dem Herzen seines Meisters, fragt kühn, von Petrus gebeten, wer es sei. Petrus wird zur Tat bestimmt, Johannes wird der Liebe vorbehalten. „Ich will, dass er so bleibe, bis ich komme!“ sagt der Herr, der uns ein Beispiel gab, nach dem wir uns richten sollen.
Über die geistliche Freundschaft, III. Buch, 115 ff. (Aelred von Rieval, Über die geistliche Freundschaft, lat.-dt. Übertragung von Rhaban Haacke, Trier 1978, Bd. 3, S. 101 ff.), zitiert aus Evangelium Tag für Tag.
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