An Weihnachten ging und geht es bekanntlich um die Geburt Jesu. Damit geht es aber immer auch um seine Mutter Maria, die ihn durch ein Wunder, ohne Zutun eines Mannes empfangen hatte. Josef war ja nach der Bibel nicht wirklich sein leiblicher Vater, sondern Jesus wurde durch das Wirken des Heiligen Geistes gezeugt.
Nach katholischem Glauben blieb Maria sogar auch nach der Geburt Jungfrau, d. h. die Geburt Jesu verletzte auf wundersamer Weise nicht ihre physische Jungfräulichkeit (und war damit übrigens für sie auch nicht schmerzhaft). Und sie hatte später auch keine weiteren Kinder, weil sie ja bereits vor Jesu Geburt beschlossen hatte Jungfrau zu bleiben (vgl. Lk 1,34). Mit den in der Bibel erwähnten “Brüder Jesu” waren übrigens nach damaligen Sprachgebrauch offensichtlich nur Verwandte Jesu gemeint (siehe dazu auch Wikipedia).
Aber warum war es überhaupt notwendig, dass Maria Jungfrau war als sie Jesus empfing?
Und weshalb glaubt die katholische Kirche, dass Maria “unbefleckt”, also ohne (Erb-) Sünde empfangen wurde und damit von Anfang sündlos war?
Die erste Frage beantwortet uns der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus (um 345-407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel:
Warum wurde der Erlöser aus einer Jungfrau geboren? Einst ließ sich Eva, die eine Jungfrau war, verführen und gebar die Ursache unseres Todes. Maria, die vom Engel die frohe Botschaft empfangen hatte, gebar das Wort, das Fleisch geworden ist und uns das ewige Leben bringt.
Predigt zu Weihnachten; PG 56, 392 (Homélie pour Noël, trad. Delhougne, Les Pères commentent, p. 24; ins Dt. übers. © Evangelizo)
D. h. also, dass Maria im gleichen Zustand wie Eva war (und sein musste), nämlich ohne Sünde und jungfräulich, um dann – anstatt wie Eva die Sünde zu gebären – den Erlöser von Sünde und Schuld, Jesus Christus, zur Welt bringen zu können und somit das Heil der Menschheit zu ermöglichen.
Und das erklärt auch die Notwendigkeit der “unbefleckten Empfängnis Mariens”, wie das auch bereits Justin der Märtyrer im 2. Jh. n. Chr. dem Juden Trypho erklärte:
Andrerseits wissen wir, daß er [Jesus] durch die Jungfrau [Maria] Mensch geworden ist, damit auf dem gleichen Wege, auf welchen die von der Schlange verursachte Sünde ihren Anfang nahm, die Sünde auch aufgehoben werde. Denn Eva, welche eine unverdorbene [unbefleckte] Jungfrau war, gebar, nachdem sie das Wort der Schlange empfangen hatte, Sünde und Tod. Die Jungfrau Maria dagegen war voll Glaube und Freude, als der Engel Gabriel ihr die frohe Botschaft brachte, der Geist des Herrn werde über sie kommen und die Kraft des Höchsten werde sie überschatten, weshalb auch das Heilige, das aus ihr geboren werde, Sohn Gottes sei. Und sie antwortete: ‚Mir geschehe nach deinem Worte!’ Durch die Jungfrau Maria ist Jesus geboren worden, auf welchen, wie wir gezeigt haben, so viele Schriftstellen gesprochen sind, und durch welchen Gott die Schlange und die ihr ähnlich gewordenen Engel und Menschen vernichtet, diejenigen dagegen, welche ihre Sünden bereuen und an ihn glauben, vom Tode befreit.”
Justin der Märtyrer, Dialog mit dem Juden Trypho, Abs. 100, Bibliothek der Kirchenväter
Stef
… und heute ist ja passender Weise für alle Katholiken das Hochfest der Gottesmutter Maria 🙂